Dr. Josef Schlömicher-Thier im Interview
Für den ersten Teil unserer Blogserie haben wir mit dem HNO-Spezialisten Dr. Josef Schlömicher-Thier, „Stimm-Arzt“ der Salzburger Festspiele, gesprochen. Hier die Fragen und Antworten zum Thema Mund-Nasen-Schutz-Maske im Bezug auf Hals & Stimme:
Hat die Maske, vor allem bei langen Tragezeiten, Auswirkungen auf Hals & Stimme?
Die Mund-Nasen-Schutz-Maske wirkt sich auf alle Fälle auf die Verstehbarkeit der gesprochenen Sprache aus. Die Tragfähigkeit der Konsonanten wird vermindert und die die Obertöne insgesamt ausgedünnt.
Die Schleimhäute trocknen aus, besonders im Bereich der Nase. Der Luftstrom beim Einatmen wird durch die Nasenklappe gesteuert. Der Mensch benötigt diesen Einatmungsfluss, damit sich die Luft in alle Nasenetagen verteilen und angefeuchtet werden kann.
Die Riechleistung läßt nach. Dieser Effekt tritt besonders bei den FFP2-Masken auf.
Durch die Dämpfung der Stimme muss die Energieleistung des Kehlkopfgenerators erhöht werden. Man muss also lauter sprechen, um eine normale Sprechlautstärke von 65-70 dB zu erreichen. Dies belastet die Stimmlippen.
Strengt das Kommunizieren mit der Maske die Stimme mehr an? Oder fiele das, wenn ja, nicht ins Gewicht, weil mit Maske weniger gesprochen wird?
Ja, auf alle Fälle. Wir haben ja denselben beruflichen und privaten Kommunikationsbedarf wie in der Zeit ohne Viruslast. Der Mensch ist ein soziales Wesen, ein „Homo Communicans“.
Daher sollte man regelmäßig zuhause einfache Stimmübungen machen, z.B. Lippenflattern, Glissandoübungen, mit dem Vokal O von unten nach oben gleiten und zurück, sich ein Kinderlied vorsingen.
[Anmerkung der Redaktion: Mehr Stimmübungen finden Sie in den Blogbeiträgen Aufwärmübungen für die Stimme, Die schrägsten Stimmübungen oder Tipps für Vielsprecher.]
Besteht bei häufigem bzw. langem Tragen von MNS-Masken ein erhöhter Hygiene- oder Pflegebedarf für Hals und Stimme?
Ja, man sollte auf Befeuchtung achten, auch auf eine gute Umgebungs-Luftfeuchtigkeit. Das bedeutet: viel trinken und Luftbefeuchter aufstellen – besonders bei Heizungsluft in der kalten Jahreszeit.
Regelmäßige Nasenduschen sind zu empfehlen oder zwischendurch auch Nasensprays mit einer 0,9-prozentigen Kochsalzlösung und Hyaluronsäure.
Regelmäßiges Zähneputzen und Gurgeln mit leicht salzigen Eibischtee-Lösungen (1 TL Salz in 1 Liter Tee) hilft bei der Befeuchtung der Schleimhäute in Hals und Rachen. Auch Pastillen, die den Speichelfluss anregen, sollten zu diesem Zweck gelutscht werden.
Man sieht im Alltag verschiedene Masken-Typen (FFP1/2/3, Gesichtsschilde, Stoffmasken, Einweg-Masken). Haben diese Typen unterschiedliche Auswirkungen auf Hals & Stimme?
Chirurgische Einwegsmasken sind eigentlich die besten Masken für den Alltagsgebrauch. Sie sind aus einem weichen Material mit geringem Atemwiderstand, können infektiöse Keime effektiv herausfiltern und so das Gegenüber gut schützen. Diese OP-Masken werden gemäß einer EU-Norm hergestellt, sind komfortabel und seit vielen Jahren erprobt. Nach Gebrauch müssen sie aber entsorgt werden.
Statt einer FFP1-Maske kann ich gleich eine speziell vernähte Stoffmaske tragen. Diese müssen aber regelmäßig bei 60 Grad gewaschen werden. Eine FFP2- oder FFP3-Maske sollte man tragen, wenn man ein Gebiet mit hoher Infektionsrate besuchen muss oder plötzlich in größere Menschengruppen mit Unterschreitung der Abstandsregel gerät. Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln wäre das Tragen einer wirksameren FFP2-Maske sinnvoll. Also sollte man immer eine FFP2-Maske mithaben, aber nur im Anlassfall als Selbstschutz tragen. FFP2-Masken trocknen die Schleimhäute deutlich mehr aus als Einwegs- oder Stoffmasken.
Wie oft sollte man die Maske wechseln bzw. reinigen und was bringt das?
Am sichersten ist man, wenn man mehrere Stoffmasken hat, die bei regelmäßigem Gebrauch täglich gewaschen werden können (60-70 Grad). So wird ein etwaiger Virusbelag vollständig entfernt.
Wie kommen Menschen mit der Maske zurecht, welche sie beruflich viel tragen müssen (in Verkauf, Gesundheitsberufen etc.)? Welche Probleme kann es geben bzw. worauf sollte man da achten?
Im Verkauf haben sich die Plexiglaswände gut bewährt, weil da ein guter Schutz zum Kunden besteht. Hier reicht die Einwegsmaske aus. Anders ist es bei den Gesundheitsberufen, wo Ansteckungs-Hotspots bestehen können, wie in Ambulanzen, am Krankenbett, etc. Hier sollten FFP2-Masken zum Selbstschutz getragen werden, mit allen Auswirkungen auf die Verstehbarkeit und der Austrocknung der Schleimhäute, wie oben beschrieben.
Es sollten in diesen Fällen Maskenpausen eingelegt werden, im Aufenthaltsraum sollte ein Luftbefeuchter stehen, der mindestens eine Luftfeuchtigkeit von 60 % erreichen kann. Ebenfalls soll genug getrunken werden (2,5 L täglich) und ein NaCl-Spray mit Hyaluronsäure verwendet werden, auch das regelmäßige Lutschen von Pastillen als Speichellocker ist nützlich.
Zum Abschluss: Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Regeln im Umgang mit der Maske?
1. Man soll sie tragen!
2. Regelmäßig waschen (Stoffmaske)
3. Einwegsmasken entsorgen
4. Nicht während des Tragens an der Vorderseite berühren
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Der „Stimm-Arzt“ der Salzburger Festspiele
Dr. Josef Schlömicher-Thier betreut seit über 30 Jahren Patienten bei Problemen im HNO-Bereich. Sein Spezialgebiet sind die Betreuung von Stimmstörungen, Arbeitsmedizin und Musikermedizin. Bei den Salzburger Festspielen ist er für die ärztliche Betreuung des gesamten Personals (in der Sommersaison ca. 3.000–4.000 Personen, darunter Sänger, Musiker etc.) verantwortlich. Zudem berät er die Direktion bei notwendigen Probenumstellungen oder Umbesetzungen.