Stimmanalyse und -messung
Wenn ein Arzt oder Phoniater unsere Stimme untersucht, sieht er sich die Stimmbänder in einer Laryngoskopie an oder macht Bilder der aktiven Stimme in einer stroboskopischen Fotografie. Noch aufschlussreicher ist aber das, was man hört. Sehr häufig wird eine Messung des Stimmfeldes gemacht, um die Konstitution einer Stimme festzustellen – vom tiefsten bis zum höchsten Ton, so leise und so laut wie möglich. Außerdem wird analysiert, wie die Stimme klingt, wenn wir sprechen, einen Ton halten oder singen. Ein geschultes Ohr kann viel erkennen, objektiver und genauer wird die Stimmanalyse aber durch Aufzeichnung und Verarbeitung mittels Computerprogrammen.
Forschung & Entwicklung
Die Forschung ist weit fortgeschritten, mit spezialisierter Software feinste Nuancen aus der Stimme herauszufiltern und zu interpretieren. Die Programme, die auf ein Smartphone passen, können beispielsweise über 50 verschiedene Emotionen unterscheiden und auch charakteristische Merkmale von Krankheiten erkennen.
Psychologie aus der Box
In Callcentern wird bereits Software eingesetzt, die anzeigt, wie verärgert ein aufgebrachter Anrufer ist. Mehr dazu, wie sich Emotionen in der Stimme ausdrücken. Lesen Sie hier: „Meine Stimme – Klang der Seele“
Die Analyse macht jedoch nicht bei momentanen Emotionen wie Nervosität, Ärger oder Freude halt. Auch ganze Persönlichkeitsmerkmale wie Zuverlässigkeit, emotionale Stabilität, Selbstsicherheit oder Gewissenhaftigkeit lassen sich heraushören.
Mit dieser Technologie werden nicht nur Anwendungen möglich, die anzeigen, ob ein Anrufer für ein Angebot offen wäre. Auch die Qualifikation bei einem Vorstellungsgespräch könnte mittels Stimmanalyse überprüft werden – ob jemand das Zeug zur Führungskraft hat oder ob er oder sie es mit der Berufswahl LehrerIn schwer haben wird.
Diagnose
Im medizinischen Bereich kann die Nervenkrankheit Parkinson oder die Lähmungserkrankung ALS frühzeitig erkannt werden, ebenso wie seelische Erkrankungen wie die Aufmerksamkeitsstörung ADHS oder eine Depression. Bei Parkinson beginnt die Stimme schon früh leicht zittrig zu werden. ADHS zeigt sich in einer gewissen Starrheit im kleinsten Bereich und bei Depression wird die Stimme – entsprechend dem ganzen Körper – kraftlos und monoton.
Software & Big Data hören genau hin
Die Möglichkeiten sind atemberaubend groß und die Methoden sehr zuverlässig (oft mit Trefferquoten von 90%). Die Software-Algorithmen können also aus der Stimme oft schon mehr heraushören als wir Menschen. Möglich ist das unter anderem, da die Maschinen das Gehörte mit einer riesigen Menge von Daten abgleichen und dadurch lernen. Sprachsteuerungen wie Alexa oder Siri schicken die Daten dazu an die „Cloud“.
Stimme: Spiegel unserer Seele
Unser Stimmprofil verrät nicht nur Alter, Geschlecht und Stimmung. Es ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck und für eine technische Stimmanalyse ein offenes Buch. Der ganze Stimmapparat ist mit dem Sprachzentrum vernetzt und springt sofort auf Emotionen an. Spuren verschiedener Abläufe im Hirn lassen sich deshalb in der Stimme finden – ohne dass wir dagegen etwas tun können.
Die Stimme legt beispielsweise offen, ob sich jemand noch in einer Depression befindet, auch wenn er behauptet, es gehe ihm wieder gut. Nur professionelle Schauspieler können solche Mechanismen überspielen und sich glaubwürdig verstellen.
Wir Menschen sind auch fähig, viel über die Persönlichkeit aus der Stimme zuhören. Würden wir genauer hinhören, würden wir uns vielleicht weniger oft von Äußerlichkeiten täuschen lassen.
Zukunftsvisionen: Segen oder Schrecken?
Stellen Sie sich vor, ihr Auto würde an Ihrer Stimme erkennen, dass Sie übermüdet oder alkoholisiert sind und Sie nicht losfahren lassen – oder gleich die Polizei rufen? Oder Ihr Sprachassistent würde erkennen, dass Sie einen anstrengenden Tag hatten und Ihnen einen Beruhigungstee und ein heißes Bad empfehlen. Oder er weist Ihren Partner darauf hin, dass Sie die Wochenendpläne doch nicht so toll finden, wie Sie vorgeben.
Wie so oft beim technologischen Fortschritt kommt der große Nutzen auch mit potentiellen Gefahren in punkto Datensicherheit und Privatsphäre. Denn so hilfreich es sein kann, dass Maschinen über unsere Stimme tief in uns hineinhören können, die Kontrolle darüber möchten wir in jedem Fall behalten.
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