Beim Reden sagen wir unbewusst sehr viele Dinge aus. Dinge, die unsere Botschaften und damit uns als Persönlichkeit schwächen können. Deswegen ist es so wichtig, dass wir uns auf unsere Körpersprache und unsere Stimme konzentrieren, um das, was wir inhaltlich transportieren wollen, optimal zu unterstützen. Es handelt sich im Detail um genau drei Aspekte, die unseren persönlichen Ausdruck und Auftritt beeinflussen:
1. „Surfen“ Sie durch Ihre Präsentation!
Unsere Stimme und Sprechweise ist hörbare Körpersprache! Sind Sie überzeugt von dem, was Sie sagen – vertreten Sie Ihren Standpunkt? Dann achten Sie darauf, dass Ihr Körper das nicht dementiert, indem Sie auf und ab laufen. Wie das besser geht? Stellen Sie sich einfach vor, Sie befinden sich auf einem breiten Surfbrett, das auf dem Wasser schaukelt. Und Sie bereiten sich jetzt auf die erste Welle vor, indem Sie federnd in Balance gehen.
Spüren Sie, wie sich Ihre Schultern und Ellbogen lösen und Sie bereit sind, zu balancieren? Achten Sie darauf, wie sich Ihr Nacken aufrichtet. Sie aktivieren gerade Ihr Zwerchfell maximal. Das ist die wichtigste Voraussetzung für eine volle, kräftige, voluminöse und deutliche Stimme. Wenn Sie nun Ihren Standpunkt bezogen haben, heißt es nun, gleich loszusprechen?
Zeigen Sie, wie wichtig Ihnen Ihr Thema ist. Verschwenden Sie kein wertvolles Wort an ein Publikum, das noch nicht voll an Ihren Lippen hängt. Wenn Sie maximale Aufmerksamkeit haben wollen, warten Sie ab. Das mag sich bei den ersten Versuchen eigenartig anfühlen. Die Sekunden werden Ihnen wie Minuten vorkommen. Doch bald werden Sie diesen Moment genießen – als der Regisseur Ihres eigenen Auftritts. Wenn Sie die gesamte Aufmerksamkeit aller Anwesenden hören und spüren, dann erst beginnen Sie zu sprechen.
2. Nutzen Sie die Macht der Pause!
Sehr viele Redner verfallen aufgrund von Lampenfieber oder ihrer eigenen hohen Begeisterung in ein zu rasches Sprechtempo. Sie vergessen zu atmen und rasen nur so durch ihre Präsentation. Pausen? Fehlanzeige. Das ist fatal, denn in den Köpfen Ihrer Zuhörer entsteht tiefes Verständnis erst in Ihren Sprechpausen!
Sie wollen die Tragweite Ihrer besonders wichtigen Aussagen intensiv herausstreichen? Erst die Sprechpause danach lässt Wirkung entstehen, als erzeuge sie das Echo Ihrer Worte im Kopf Ihrer Zuhörer. Doch wie gelingen solche Pausen? Beachten Sie den Grundsatz: „Sprich im Stehen, aber – denke im Gehen!“ Werfen Sie – bildlich gesprochen – dem Zuhörer Ihre Aussage liebevoll zu und lassen sie verklingen. Dann machen Sie ein, zwei Schritte, wechseln die „topografische“ Position im Vortragsraum – schweigend und denkend – um im Anschuss mit einem neuen Gedanken zu starten.
Haben Sie keine Angst, dass Ihre Zuhörer diese Pause als zu lange empfinden. Die sind mit Sicherheit dankbar für jede Atem- und Denkpause. Und Sie, wie sprechen Sie nun weiter? Wenn Sie an Ihrem neuen Standort einen frischen inhaltlichen Auftakt setzen, idealerweise wieder aus der Surfbrett-Position, begeistern Sie Ihre Zuhörer mit voller, kräftiger Stimme und angenehmer gestischer Energie!
3. Gehen Sie in den direkten Dialog mit Ihrem Publikum!
Verspüren auch Sie den Drang, möglichst viel Wissen an Ihr Publikum zu bringen? Und bemühen sich deshalb, detaillierte Fakten und Informationen zu vermitteln? Das ist legitim und bei vielen Präsentationen auch erforderlich! Vergessen Sie dabei aber nie, dass eine rein sachorientierte Sprache Ihre Stimme neutral und uninteressiert klingen lässt. Somit fehlt Ihrer Darbietung jegliche Spontaneität und Leichtigkeit, Sie wirken „unangreifbar“, starr und menschlich nicht anziehend. Die Zuseher haben unter Umständen sogar das Gefühl, hier trägt jemand einen Fachartikel vor.
Um dies zu vermeiden, sollten Sie in den direkten Dialog mit Ihrem Publikum treten. Achten Sie auf das magische Wörtchen „Sie“! Überlegen Sie, welche kniffligen Fragen sich Ihre Zuhörer zu Ihrem Thema stellen. Wo drückt der Schuh? Weshalb sind genau Ihre Lösungen so wertvoll? Gliedern Sie Ihre Präsentation mit diesen Fragen und geben Sie selbst die Antworten darauf. Durch dieses Spiel von Fragen und Antworten reden Sie persönlich mit Ihrem Publikum, als führten Sie ein Gespräch. Ihre Zuhörer werden Ihre Frage meist nicht beantworten, fühlen sich aber direkt angesprochen und involviert!
Achtung: Wer so mit „Fragenkette“ arbeitet, darf jedoch nicht übertreiben und eine wahre Fragen-Salve an sein Publikum abfeuern. Das erzeugt sofort Verhör-Charakter und stößt die Zuhörer zurück. Mit der perfekten Balance zwischen geschickt platzierten Fragen und Wissensübermittlung begeistern Sie Ihre Zuhörer bei Ihren zukünftigen Auftritten mit lebendiger Sprechweise und angenehmer, beziehungsvoller Stimme.
Unser Stimmexperte und Gastautor: Arno Fischbacher
Wirtschafts‐Stimmcoach, Redner, Autor und Experte für die unbewusste Macht der Stimme in Verkauf, Führung und Vortrag. Er bereitet Führungskräfte und Mitarbeiter der Top‐Unternehmen in Deutschland und Österreich auf Verhandlungen, Präsentationen und Medienauftritte vor. Fischbacher ist Lektor an zwei Universitäten, Past‐Präsident der German Speakers Association (GSA) Österreich sowie Gründer und Vorstand des Europäischen Netzwerks der Stimmexperten, stimme.at.